Interview mit Nevfel Cumart - Mich hat es mit 17 Jahren erwischt ...
(Interview von Samantha Moebes mit Nevfel Cumart)

Zurzeit sieht man ein altbekanntes Gesicht an der IGS Mainspitze, Nevfel Cumart.
Er ist schon seit etlichen Jahren zu Besuch an der Gesamtschule, um den Schülern der 10. Klassen das Schreiben näher zu bringen.
Ein Interview wurde geführt, um einige Details, die sich mehr auf Hr. Cumart beziehen zu erfahren.

Als erstes fragte ich Ihn, woher er kommt.
Darauf antwortete Cumart " Ich wohne in einem kleinen Dorf, in der Nähe von Bamberg in Bayern."

Doch da fragt man sich doch, ob ein solcher Dichter nicht schon selbst als Jugendlicher Gedichte geschrieben hatte, geschweige denn gemocht?
Gelassen antwortete er: " Ich habe leider das Lesen sehr spät entdeckt, meine Eltern konnten nicht lesen und schreiben, sie sind auch nie zur Schule gegangen. In unserer Wohnung gab es auch nicht mal Bücher, deswegen konnte ich auch gar nicht als Kind anfangen zu lesen. Ich habe es zwar spät entdeckt, aber am liebsten habe ich dann doch Gedichte gelesen. Was mein eigenes Schreiben angeht, jetzt bin ich schon fast 47 Jahre. Das heißt ich verbringe schon fast 30 Jahre damit, Gedichte zu schreiben."

Aber was inspiriert einen dazu?
Diese Frage konnte er gar nicht richtig beantworten, da so wie er sagt, es kein bewusster Prozess war. " Es gab nicht so einen Augenblick in meinem Leben, wo ich gesagt habe, so, ab jetzt schreibe ich Gedichte, sondern ich habe irgendwann angefangen zu schreiben, ohne das es einen Anlass gab. Um das zu verdeutlichen sage ich auch oft, mich hat es mit 17 Jahren erwischt. Ich sage dass, damit deutlich wird, dass das keine bewusste Entscheidung war, manchmal sage ich auch, die Gedichte haben mich gefunden."

Da man auch mitbekommt, was Schüler alles schreiben in so einer Schreibwerkstatt, kam die Frage auf, was überhaupt Hr. Cumart alles schreibt.
"Ich schreibe hauptsächlich Gedichte aber auch Erzählungen Was ich noch regelmäßig mache, für Zeitungen zu schreiben. Ich arbeite für Zeitungen und zwar für die Nürnberger Nachrichten und für den Fränkischen Tag. Da schreib ich sehr viel über Kultur und Literatur. Ich arbeite dazu auch noch für ein Stadtmagazin in Bamberg und leite dort die Literaturredaktion. Dann schreibe ich auch noch Reden für bestimmte Vorstandleute, die Reden halten müssen und ab und zu schreibe ich auch wissenschaftliche Aufsätze."

Aber wie kommt man dann auf so eine Idee, eine Schreibwerkstatt zu gründen?
"Eigentlich ist das so, wie mit allen meinen anderen Veranstaltungen auch, ich bin angefragt worden und wurde gefragt, ob ich doch mal Lust hätte mit Jugendlichen eine kreative Schreibwerkstatt durchzuführen und dann habe ich etwas aufgearbeitet und das war dann so der Anfang meiner Werkstatt-Laufbahn. Ich mach das schon seit sehr vielen Jahren, ich glaub ich bin einer der ersten, die in Deutschland so etwas gemacht haben, da wir hier in Deutschland gar nicht so lange Tradition haben, wie beispielsweise in den USA, wo man solch kreative Schreibwerkstätten an fast allen College und Universitäten hat. Ich mache das auch schon seit 20 Jahren und die ganzen Themen meiner Schreibwerkstätten, die haben sich im Laufe der Zeit angesammelt - einmal ging es um Romane, einmal um Krimis auch Lyrikworkshops habe ich ausgearbeitet."
Nevfel Cumart sieht die IGS wie ein kleines Zuhause, da er jedes Jahr sehr gerne herkommt, öfters im März und schon große Vorfreude hat, da dies auch einer seiner festen Abläufe im Kalender ist.
Sicher macht es dem Dichter Spaß, mit Schülern zusammen zu arbeiten, doch ist es immer wieder was Neues, wenn er an die Schule kommt?
Nevfel Cumart antwortet darauf: "Ich meine, mein Publikum ändert sich jedes Jahr und es sind auch verschiedene Charaktere. Erstens find ich es immer wieder spannend, neue Klassen und neue Jugendliche zu entdecken, zweitens bringt mir das Spaß, denn würde es mir kein Spaß machen, würde ich dies auch nicht machen. Alle meine Veranstaltungen bringen mir Spaß. Es gibt auch immer wieder schöne Entdeckungen finde ich, denn manchmal kommt man in eine Klasse rein und dann heißt es, sie seien nicht ganz so stark, aber wahrscheinlich verwechseln sie das mit dem Deutschunterricht. Doch ich habe auch Jugendliche, die nicht die beste Note in Deutsch haben, die aber dann super Texte oder Gedichte schreiben. Dies ist ganz unterschiedlich, aber manchmal entdeckt man auch verborgene Talente."

Sind sie in ganz Deutschland unterwegs?
" Ich mache sehr viele Schreibwerkstätten, zurzeit sehr viele. Ich bin in ganz Deutschland unterwegs, aber ich bin mit meinen Veranstaltungen auch sehr viel im Ausland. Ich war sehr viel in Irland. Dort flieg ich dieses Jahr auch wieder hin. Ich war in Amerika, in Italien, in der Schweiz, Türkei, Österreich und sogar in Taiwan zu Veranstaltungen. Ich gehe eigentlich dorthin, wo ich eingeladen werde."

Nevfel Cumart hat auch Auszeichnungen, wie z.B.:
Literatur-Förderpreis des Landes Rheinland-Pfalz 1992
Bayrischer Förderungspreis für Literatur 1995
Aufenthaltsstipendium im Literatischen Colloquium Berlin (LCB) 1995 und 1996
Übersetzerstipendium an der Yamantürk Stiftung Istanbul 1998

Sein erstes selbst geschriebenes Buch brachte er 1983 "Im Spiegel" heraus.