Theater an der IGS Mainspitze:
"Nennen wir ihn Anna"
Mobbing: Über Opfer, Täter, Mitläufer und Zuschauer
(Ein Bericht von Samantha Moebes und Karolin Pedde, Klasse 8b; Fotos: R. Zarges)


"Das Theaterstück ging uns ganz schön unter die Haut", erklärten mehrere Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse, "denn so nah gezeigt zu bekommen, wie ein Gleichaltriger bedrängt, verspottet und gedemütigt wird, das ist schon krass".

Eine 8. Klasse und vier 6. Klassen der IGS Mainspitze erlebten die Geschichte des 14-jährigen Anders Rose, die nach einem Jugendbuch von Peter Pohl von Rob Vriens umgeschrieben und gemeinsam mit dem hervorragenden Ensemble des Theaterhaus, Frankfurt, in Szene gesetzt wurde.

Anders kommt als letzter in einem Sommerferiencamp an und schon bald steht er im Mittelpunkt anhaltender Hänseleien. Rasch haben seine Kameraden herausgefunden, dass Anders kein cooler Typ, sondern ein Weichei ist. Er kann nicht Fußball spielen, wehrt sich nie, lächelt immer, liebt klassische Musik und überhaupt, er ist eher so "wie ein Mädchen". Und so wird aus Anders "Anna" und mit diesem Spitznamen nehmen die kleinen und großen Quälereien ihren Lauf.


Auswertung im Klassengespräch

"Mobbing gibt es nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch an Schulen", erzählt der Schauspieler Günther Henne den Schülerinnen und Schülern der 8a nach der Vorstellung während eines intensiven Gesprächs. Andere Schüler ergänzen, es sei ein "Schock" zu erkennen, wie harmlos Hänseleien erst gemeint seien und wie schrecklich sie sich dann entwickeln könnten. "Es ist ja nicht nur der brutale Täter alleine, der den Jungen verzweifeln lässt", ergänzt Henne. Auch die Mitläufer trügen eine große Schuld, weil sie nicht zu dem gequälten Jungen halten, denn zu groß sei ihre Angst, selbst Opfer zu werden.
"Deshalb", so der Schauspieler, "möchte das Theaterhaus- Ensemble das Thema Mobbing den Schülern näher bringen, um ihnen die qualvolle Situation vor Augen zu führen, die einen Jugendlichen innerlich zerbrechen lassen kann". Aber ebenso wichtig sei es, die Erwachsenen dafür zu sensibilisieren, wie Mobbing entsteht und funktioniert. Ganz ohne Bühnenbild und nur mit spärlichen Requisiten gelingt es den Schauspielern Günther Henne, Oliver Kai Müller, Daniel Maier, Michael Meyer und Tino Leo eine außergewöhnlich eindringliche Darstellung zu präsentieren.

"Über weite Strecken konnte man in der IGS-Turnhalle eine Stecknadel fallen hören, so beeindruckt waren die mehr als 120 Schülerinnen und Schüler", betonten Stufenleiterin Angelika Freiwald und Schulsozialarbeiter Reinhard Zarges, die diese vom Kreis und Land Hessen unterstützte Aufführung bereitszum zweiten Mal als Beitrag zur Gewaltvorbeugung an die Schule holten. "Sicherlich werden wir diese erfolgreiche Zusammenarbeit fortsetzen", erklärte die Stufenleiterin.