Ich bin ein Mensch

Hallo, ich heiße Hatija und komme aus dem Irak. Meine Familie besteht aus meiner Mutter, meiner Schwester, meinem kleinen Bruder und meiner Oma. Wir wohnen alle in einer kleinen Wohnstätte. Doch zum Überleben braucht man Geld und das verdiene ich.
Ich bin 17 und ein Mädchen. Alle in der Umgebung schauen mich missachtend an, weil Mädchen zu Hause helfen sollten. Aber mein Bruder kann nicht arbeiten gehen, er ist erst drei. Aber nicht nur, dass ich als Mädchen das Geld verdiene, macht mich anders. Früher bekam ich immer von meinen Freunden gesagt: Dein Vater ist keiner von uns. Er ist einer, der mit dem Deckel auf dem Kopf und mit strammer Kleidung auf dem Boden liegt und uns das Schießrohr entgegenhält.
Als ich ihn dann fragte, warum sie das sagten, meinte er: Alle sind verschieden. Wir sind alle Menschen. Alle Menschen!
Ja, aber was ist das Menschsein? Was ist das Besondere an einem Menschen?
Meine Oma sagt immer, wer fühlen, lieben, hören, sehen und verstehen kann, ist ein Mensch. Aber das können alle. Doch gleich sind wir alle nicht. Meine Mutter meint, ein Mensch ist einer, der hilfsbereit ist und nicht auf Äußerlichkeiten sieht. Das sind gute Eigenschaften. Aber auch Namen unterscheiden uns, doch es gibt auch welche, die so heißen wie ich. Sind sie dann wie ich? Nein, wir sind alle verschieden.
Immer wenn ich ins Dorf gehe, auf dem Weg, stelle ich mir diese Fragen. Und wenn ich abends nach Hause kam und Vater war da, redete ich mit ihm. Doch schon lange kommt er nicht mehr.
Ich glaube es zu wissen, aber so geht es vielen. Wir haben es ja noch gut und auch in die Schule, die neue, gehe ich jetzt. Wir sind alle anders, alle. Aber eins haben wir gemeinsam. Eine Seele und diese ist einzigartig. Weil niemand weiß, wie sie ist, wo sie ist oder wie sie aussieht. Es ist der Glaube an sie, der uns alle verbindet. Menschen können nicht alleine bleiben und so verbindet uns der Glaube und wir sind alle zusammen Menschen. Egal, wie wir aussehen, wie wir uns verhalten oder von wo wir kommen. Wir sind Menschen mit Zielen und Hoffnungen. Meine Hoffnung und mein starker Glaube ist es, mal viel zu lernen, um etwas gegen die Situation hier zu unternehmen. Denn meine größte Angst ist es, meine Familie zu verlieren.
Eure Hatija

Rebecca Seiz, Klasse 10a